Leistbares Wohnen für die Vielen

Schmaler Innenhof mit hohen Häusern

Am 9. März 2023 hat die Arbeiter:innenkammer Wien die Veranstaltung „Wohnen für die Vielen“ organisiert. In mehreren Impulsreferate wurden interessante Ansätze für ein leistbares Wohnen und fundierte Anregungen zu deren Umsetzung präsentiert. Die Themengruppe leistbares Wohnen war dabei und hat die wichtigsten Erkenntnisse für Euch zusammengefasst.

So definiert Christoph Reinprecht (Uni Wien) das Recht auf Wohnen als einklagbares Recht auf erschwingliche, abgesicherte, räumlich eingebettete und an sozialen Bedürfnissen orientierte Wohnverhältnisse sowie als Repolitisierung der Wohnungsfrage. Ungleichheit in Bezug auf Wohnen zeigt sich in räumlicher Segregation, eingeschränkter Wahlfreiheit vulnerabler Gruppen und Prekarisierung als Kombination aus Befristung und Abhängigkeit.

Elisabeth Hammer (neuerhaus) und Marc Pointecker (Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschut) stellten die Housing First Strategie vor. 90% aller Personen, die nach dem Ansatz Housing First Mietverträge unterzeichneten, konnten die Wohnungen auch halten. Viel obdachlose Personen hatten noch nie eine stabile Wohnsituation, sodass sie die Zugangskriterien zu sozialem Wohnbau nicht erfüllen.

Leistbares Wohnen und mobile Wohnbiographien

Daniele Karasz (search + shape, Institut für angewandte Sozialwissenschaft) kritisiert, dass die Zugangsbedingungen zu sozialem Wohnbau von immobilen Wohnbiographien ausgehen. Gleichzeitig gibt es immer mehr mobile Wohnbiographien. Das führt einerseits dazu, dass viele Personen Zugangskriterien zu sozialem Wohnbau nicht erfüllen oder ihr Wohnbedürfnis nicht darstellen können. Etwa wenn nicht alle Personen einer Familie den notwendigen Aufenthaltstitel haben. Da günstige Substandard-Wohnungen im privaten Bereich immer mehr wegfallen, müssen gewerbliche Bauträger stärker in die Pflicht genommen werden leistbaren Wohnraum zu schaffen.

Thomas Ritt (AK Wien) kritisierte städtebauliche Verträge als zu wenig konkret, bindend und transparent. Deshalb würden Bauträger zuvor gemachte Zusagen bezüglich Leistbarkeit der Neubauten und Errichtung öffentlicher und sozialer Infrastruktur oftmals nicht einhalten. Weiters schlägt er vor, dass bei Neubau oder Ausbau im Bestand die Stellplatzverpflichtung nicht mehr mit einer Ausgleichsabgabe abgelöst werden kann, sondern durch die Zusage ein Drittel der neu errichteten Wohnungen gefördert zu errichten.

Karin Zaumer-Lohmeyer (Wiener Wohnen) sprach sich dafür aus, die Zugangskriterien zum geförderten Wohnbau im Sinne der obigen Kritik zu überarbeiten.

Die Impulsreferate zum Thema leistbares Wohnen sind in voller länger als Videorückblick auf der Website der AK Wien verfügbar.

Autorin: Marion Stoeger